Im zweiten Teil unseres Interviews mit Maris Ginters, Leiter des „International Admissions Office“ der Riga Stradins University, sprechen wir über die Zusammenarbeit mit Academic Embassy für Bewerbungen für ein Medizinstudium im Ausland. Er erläutert die Vorzüge eines englischen Studiums an seiner Universität und gibt Auskunft über den idealen Zeitpunkt einer Bewerbung auf ein Humanmedizin- oder Zahnmedizinstudium in Lettland.
Academic Embassy: Sie profitieren vermutlich davon, dass alles was auf Ihrem Schreibtisch landet, bereits von Academic Embassy kontrolliert wurde und Sie meistens nur noch einmal alles durchschauen müssen, bevor Sie es an das Zulassungskomitee weitergeben?
Maris Ginters: Ja, genau. Außerdem kann ich sagen, dass die Anzahl der akzeptierten Bewerber, die sich über Academic Embassy beworben haben, in den letzten Jahren angestiegen ist. Das heißt, dass Academic Embassy es genau richtig macht und dafür sorgt, dass alles funktioniert. Es ist immer schön zu sehen, dass dadurch mehr Interesse geweckt wird und die Bewerber die Arbeit von Academic Embassy in Anspruch nehmen wollen.
Um auf das Programm zurück zu kommen: Wie kommt man am Besten mit Letten in Kontakt? Haben Sie Tipps?
Zunächst muss ich erwähnen, dass die Studierenden nicht viel Zeit haben - insbesondere zu Beginn ihres Studiums. Um Einheimische kennenzulernen, kommt es auf den Aufwand an, den man bereit ist, zu investieren. Manche Leute sind gegenüber anderen Kulturen, Nationalitäten und Sprachen offener als andere, die weniger an diesen Dingen interessiert sind.
Ich würde vorschlagen, es zu nehmen wie es kommt. Während der Orientierungswoche helfen uns einheimische Freiwillige dabei, alles vorzubereiten. Außerdem haben Studierende manchmal einheimische Mentoren, die ihnen bei akademischen Angelegenheiten helfen.
Wir versuchen durch verschiedene Aktivitäten die Lücke zwischen den lettisch- und englischsprachigen Human- oder Zahmedizinstudiengängen zu überbrücken. Die Studierenden vermischen sich sonst nicht sehr. Da sie in zwei unterschiedlichen Sprachen unterrichtet werden, haben sie natürlich keine gemeinsamen Kurse.
In den höheren Semestern des Human- oder Zahnmedizinstudiums bieten wir gemischte Gruppen an, die ab dem fünften Studienjahr beginnen.
Diese Gruppen setzen sich aus internationalen und lettischen Studierenden zusammen. Für die Internationalen ändert sich nicht viel, weil die Unterrichtssprache weiterhin Englisch ist. Allerdings haben sie nun einheimische Kommilitonen, die ebenfalls auf Englisch studieren möchten. Das ist der beste Weg, lettische Studierende kennenzulernen, weil man so Stunden und Tage zum Lernen miteinander verbringt. Die Universität versucht, diese Dinge zu fördern, damit internationale Studierende einheimische Freunde und Bekanntschaften schließen, die ihnen helfen können.
Davon abgesehen, kommt es auf den Studierenden selber an. Man kann sich im Universitäts- Chor, in Tanzgruppen oder Sportclubs engagieren. Es gibt zahlreiche Aktivitäten, die einem helfen, Einheimische zu treffen. Das kommt aber auf die Studierenden selber an.
Wie ich schon sagte, es gibt so viele Deutsche, die in Lettland studieren, dass es für Deutsche relativ einfach ist, hier zu “überleben” ohne jemals Einheimische kennenzulernen. Da man bis zu sechs Jahre in Riga leben wird, findet man hier jedoch Freunde, man hat Nachbarn, lernt das Personal der Uni kennen und vielleicht findet man eine Beziehung in Lettland. Deswegen werden sich die Gruppen vermischen. Man lernt Studierende aus vielen Nationen kennen: Letten, Russen und viele mehr. Das ist der größte Vorteil in einem anderen Land zu studieren. Man ist nicht nur einer anderen Sprache, sondern quasi der Welt ausgesetzt. Man lernt unterschiedliche ethnische Hintergründe, Sprachen, Religionen und Kulturen während des Studiums in einem anderen Land.
Wenn deutsche Studierende zwischen Ihrem Programm und einer anderen Universität in Osteuropa entscheiden müssen: Gibt es etwas, das Sie betonen möchten, das sie von anderen Universitäten unterscheidet?
Zu aller erst spielt unsere Erfahrung eine Rolle. Seit 30 Jahren arbeiten wir mit internationalen Studierenden zusammen, also machen wir das schon eine ganze Weile. Besonders erfahren sind wir in Zentral- und Osteuropa. Der beste Tipp ist, sich die Studierendenzahlen anzuschauen, vor allem in Bezug auf deutsche Studierende. An der Riga Stradins University studieren zurzeit rund 800 Deutsche. Alles in allem haben wir momentan etwa 2.300 internationale Studierende an der RSU. Das sind sehr viele. Vor fünf oder sechs Jahren hatten wir zwischen 300 und 400. Die Popularität, Reputation und der akademische Standard der Riga Stradins University sprechen für sich selbst.
Ein wichtiger Aspekt sind internationale Rankings. Es gibt drei wesentliche Rankingsysteme auf der Welt: das Shanghai Ranking, das Times Higher Education Ranking und QS. QS hat uns in die Liste der 1.000 besten Universitäten der Welt 2018 aufgenommen. Für eine kleine Universität, die sich vor allem auf die Lehre und weniger auf die Forschung spezialisiert, ist das eine große Errungenschaft. Diese Dinge sprechen für sich selbst. Es geht nicht nur um die Zahl der Studierenden, sondern auch um die Qualität.
Offensichtlich kommen sehr viele Studierende in Lettland aus Deutschland, Schweden, Norwegen und anderen westeuropäischen Staaten.
Ich werde während des Bewerbungsprozesses oft gefragt, ob sich die Chancen erhöhen, wenn man seine Bewerbung ganz am Anfang einreicht oder spielt dies keine Rolle?
Tatsächlich spielt es keine Rolle, da wir unsere Arbeit so organisieren, dass wir unsere Entscheidungen über Studienplätze in mehreren Stufen treffen. Alles in allem gibt es vier bis fünf Entscheidungsstufen pro Bewerbungsfenster. In diesem Jahr beispielsweise haben wir unser Bewerbungsfenster am 1. März geöffnet, also treffen wir unsere erste Entscheidung Ende April. Wir sammeln alle Bewerbungen, die in diesem Zeitraum eingegangen sind und entscheiden anschließend über eine bestimmte Zahl an Bewerbern. Wenn man sich Anfang März bewirbt, bekommt man spätestens bis Ende Mai eine Antwort über einen Studienplatz. Danach finden grundsätzlich jeden Monat Entscheidungen statt.
Da ich über das deutsche Bildungssystem Bescheid weiß und die Abiturzeugnisse im Vergleich zu unserer Bewerbungsfrist am 1. Juli relativ spät überreicht werden, macht es keinen Unterschied, wann man sich bewirbt. Wir kennen die Termine der Zeugnisvergabe aller europäischen Länder. Natürlich warten wir auf alle Bewerbungen, die auch manchmal nach der Frist ankommen – wir arbeiten mit jedem zusammen und jeder bekommt auch eine Rückmeldung.
Eine frühe Bewerbung bedeutet lediglich auch eine frühe Antwort. Wenn man seine Bewerbung wiederum erst zur Bewerbungsfrist einreicht, ist das auch in Ordnung und wir schenken ihr ebenso viel Beachtung wie jeder anderen Bewerbung. Es gibt also keinen Unterschied.
Wenn man seinen Platz schon früh sichern möchte, muss man sich auch früh bewerben. Wenn man akademisch qualifiziert ist, macht es keinen Unterschied, wann man sich bewirbt.
In der Vergangenheit haben Sie uns Termine genannt, an denen sich das Komitee trifft. Ich kann nur vermuten, dass sich diese Termine regelmäßig ändern und dass es sehr schwierig ist, diese Termine vorauszusagen. Das ist vermutlich auch die Antwort, nicht wahr?
Wir haben für gewöhnlich Termine oder Wochen im Kopf, an denen Entscheidungen gefällt werden. Das Bewerbungsfenster öffnete Anfang März, also werden wir unsere ersten Entscheidungen Ende April treffen. Danach Ende Mai, Ende Juni und dann im Juli. Ab Ende April einmal im Monat, würde ich sagen.
Manchmal müssen Studierende ihre Bewerbung noch fertigstellen, manchmal müssen andere Dokumente geschickt werden, manchmal müssen wir ein paar Dinge klären und verifizieren. Die Fälle sind sehr unterschiedlich, es gibt unterschiedliche Wege sich zu bewerben, aber grundsätzlich garantieren wir eine Rückmeldung innerhalb von zwei Monaten.
Vielen Dank, Maris!
Im ersten Teil des Interviews mit Maris Ginters erfahren Sie vieles über deutsche Studierende an der Riga Stradins University. Zudem spricht der Leiter des International Office der RSU über typische erste Wochen eines Humanmedizin- oder Zahnmedizinstudiums in Riga.